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Berliner Zeitung

Psych-Rock-Trip nach Polen: Die Danziger Band Trupa Trupa spielt ihr Berlin-Konzert im Badehaus. Iggy Pop ist einer ihrer Fans. Nun haben sie mit einem Nick-Cave-Produzenten gearbeitet. Trupa Trupa sind weltoffene Rock-Botschafter ihrer Heimat Polen. Nichts wie hin!

Als Grzegorz Kwiatkowski spricht, sprudelt es nur so aus ihm heraus. Man merkt sofort: Der sanft lächelnde Mann, Jahrgang 1984, mit dem jungenhaften Gesicht und der Hornbrille, er brennt für seine Kunst. Aufregend genug ist sie allemal. Kwiatkowski ist Dichter und Rockstar. Ein bisschen wie Bob Dylan, bloß in Indie.

Kurz nach unserem Videotelefonat muss Kwiatkowski mit dem Band-Van nach Köln kurven. Dort steht die Buchpremiere seines just bei Parasitenpresse erschienenen Gedichtbandes „Ohne Orchester“ (übersetzt von Peter Constantine) an. Danach am Abend spielt er mit seiner Band Trupa Trupa (im Bunde mit den Kollegen Tomasz Pawluczuk und Wojciech Juchniewicz) Psychedelic-Rock.

Zu den Fans des Trios zählt auch Iggy Pop. Die angelsächsische Musikkritik (von L.A. Times über Guardian und Pitchfork) bejubelt die Band aus dem polnischen Danzig – die Stadt von Günter Grass und Can-Bassist Holger Czukay, wie Kwiatkowski bei unserem Gespräch betont, ein bisschen stolz und wohl seelenverbunden. Zu den Einflüssen von Trupa Trupa zählen die abgefahreneren Songs der Beatles und auch Velvet Underground. Art-Rock-Nerds werden auch Mercury Rev und My Bloody Valentine heraushören.

Trupa Trupa waren mit Nick-Cave-Produzent Nick Launay im Studio.

Ihre kommende EP haben Trupa Trupa mit Nick-Cave-Produzent Nick Launay aufgenommen. Einige der neuen Songs wollen Trupa Trupa auch schon bei ihrem Berlin-Auftritt im Badehaus am 30. August zum Besten geben.

Dass Trupa Trupa auf ihrer Tournee auch nach Deutschland kommen, ist einerseits gar nicht so selbstverständlich – andererseits aber doch: Kwiatkowskis Großvater war im Zweiten Weltkrieg Gefangener im Konzentrationslager Stutthof. In seinen polyfonen Gedichten beschwört Kwiatkowski solche Geister der Vergangenheit herauf. Aber er ist Humanist, es geht ihm neben Aufarbeitung klar um Versöhnung. An der Universität von Oxford gibt er entsprechende Workshops.

Kwiatkowski, der von Berlin als kosmopolitischer Stadt schwärmt, wünscht sich, dass Polen und Deutsche einander besser kennenlernen. Und vielleicht fängt es ja für einige damit an, dass sie Geistergedichte lesen und auf Trupa Trupas Psych-Rock abfliegen. Ein kleiner popkultureller Trip nach Polen, zu unseren nächsten Nachbarn. Auch Dichter-Rocker Grzegorz Kwiatkowski steigt gleich in den Van: Erst nach Köln und dann zu uns nach Berlin.

Stefan Hochgesand, www.berliner-zeitung.de

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